Der Overthinker: Fluch oder Segen?
- Scarfo Pasquale
- 7. Juni 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Juni 2024

Wenn ihr mit euren Gedanken endlich mal zur Ruhe kommen wollt, empfehle ich euch wärmstens das Buch «Stop Overthinking» von Nick Trenton. Mein Gehirn ist rund um die Uhr aktiv, und die besten Lösungen für meine Arbeit und meine Beratung kommen mir entweder im Schlaf (ja, mein Unterbewusstsein ist ziemlich fleissig), oder während ich im Sommer auf meinem Motorrad sitze und meinen Gedanken freien Lauf lasse. Glaubt mir, es gibt nichts Besseres als den Fahrtwind, um seine Gehirnzellen auf Trab zu bringen!
Die Fähigkeit, Zusammenhänge zu sehen, die anderen verborgen bleiben, kann auch zu einem echten Fluch werden. Manchmal finde ich mich in einer Situation wieder, in der ich versucht habe, komplexe Gedankengänge zu erklären, nur um dann mit verwirrten Blicken oder einem Stirnrunzeln als verrückt abgestempelt zu werden.
Neulich habe ich mich in einem Gespräch über folgendes Ereignis verloren: Ein «Präsident» fliegt mit einem riesigen Flugzeug nach Hiroshima, um sich über die Kriegsverbrechen eines anderen Landes zu beschweren – genau an den Ort, wo sein eigener Staat vor 70 Jahren über 200’000 Tote verursacht hat. Und als ob das nicht genug wäre, redet er in seiner Ansprache auch noch über den Klimawandel und die Wichtigkeit, unseren Planeten zu schützen. Zwei Tage später fliegt er natürlich wieder mit seinem riesigen Flugzeug zurück über den Ozean.
Spürt ihr die Ironie?
Ein wahrer Overthinker hätte das sofort erkannt, doch für viele bleibt dieser Widerspruch unsichtbar. Redet offen über eure Stressattacken und lernt, zu entspannen. Es gibt viele Gurus oder gute Bücher, aber mit dem Buch «Stop Overthinking» habe ich mich zu Recht gefunden. Ein Overthinker zu sein, bedeutet, dass man oft als «speziell» wahrgenommen wird, aber das ist okay. Denn manchmal liegt im Wahnsinn der Schlüssel zur Genialität – danke, Einstein – oder zumindest eine gute Geschichte für den nächsten Kaffeeklatsch.
Findet ihr auch?
Wir leben in einer surrealen Welt und sollten uns nicht dagegen auflehnen, sondern dem Schema folgen und Achtsamkeit üben. Es ist faszinierend, wie Overthinking einen dazu bringen kann, selbst die banalsten Ereignisse zu hinterfragen. Als kürzlich der iranische Präsident bei einem Helikopterabsturz ums Leben kam, habe ich in keiner einzigen Medienquelle gelesen, dass möglicherweise der Mossad im Spiel war oder es ein Attentat gewesen sein könnte. Möglicherweise ist es wirklich so passiert, wie es in den Medien kommuniziert wurde. Als Overthinker finde ich den Zeitpunkt aber schon zufällig und stelle mir vor, dass ein Spion wie in einem Blockbuster von Mission Impossible in den Helikopter eingedrungen ist, den Piloten und den Co-Piloten ausser Gefecht gesetzt hat, mit einem Fallschirm abgesprungen ist, bei seiner harten Landung direkt in einem Truck landete und davonging, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Nun stehen im Land Neuwahlen an und Unruhe herrscht. Und es würde mich nicht wundern, wenn unsere Weltpolizisten bald ihre Füsse in Teheran hätten und im Kaspischen Meer 200 bis 300 Kilometer von Russland entfernt ihre Schiffe positionierten. Wahrscheinlich nur eine Illusion, wahrscheinlich nur eine Utopie, wahrscheinlich komplett falsch – Fakt ist, dass ich nicht an Zufälle glaube.
Und ihr?
Was ich damit sagen will: Overthinking kann einen in eine Welt voller Ironie und Widersprüche führen, die für andere unsichtbar bleiben. Man wird zum Alltagsdetektiv, der immer auf der Suche nach verborgenen Hinweisen und versteckten Bedeutungen ist. Das macht das Leben spannend, aber auch anstrengend. Denn während andere vielleicht einfach die Nachrichten konsumieren, sitze ich da und zerlege jeden GEDANKEN in seine Einzelteile, auf der Suche nach dem grösseren Bild. Vielleicht ist das der Grund, warum ich mich so oft missverstanden fühle. In einer Welt, die schnelle Antworten und einfache Lösungen bevorzugt, ist es nicht einfach, jemand zu sein, der ständig in den tiefsten Ecken der Gedankenwelt gräbt. Aber das ist okay. Denn manchmal bringt genau dieses Graben die erstaunlichsten Erkenntnisse hervor.
Also, um es zusammenzufassen
Redet über eure Gedanken, lernt zu entspannen und akzeptiert, dass ihr vielleicht anders denkt als die Mehrheit. Und wer weiss, vielleicht liegt in eurer speziellen Art zu denken der Schlüssel zu einer genialen Idee, die die Welt verändern könnte.
Bis dahin: Geniesst den Fahrtwind, lasst eure Gedanken fliessen und glaubt daran, dass die wahre Weisheit manchmal im Wahnsinn steckt. Anders zu sein und anders zu interpretieren ist mein persönlicher Schlüssel zu meinem beruflichen Erfolg.